Ein fröhlicher Morgen

Wir waren mal wieder im Ort unterwegs und sahen Kindern beim Spielen zu. Sie spielten Vater, Mutter, Kind. Das regte uns so an, daß jeder von seinen Erlebnissen mit Kindern erzählte. Das verrückteste Erlebnis war dieses.

Die Sommersonne stieg langsam am Horizont auf und überstrahlte die Dächer der alten Stadt.
Auf ihrem natürlichen Tageslauf kam sie auch an unserem Fenster vorbei und tauchte das ganze Schlafzimmer in ein wunderschönes Gold.
Sie machte uns munter und so blinzelte Eine den Einen an. Es versprach ein zauberhaftes Vorfrühstück zu werden.
Unsere Kinder, wir nahmen es an, würden noch tief und fest schlafen. So erfreuten wir uns gegenseitig am goldigen Körper des anderen.
Plötzlich ein patsch, patsch, patsch auf dem Flur. Stille. Waren das nicht die nackten Füßchen unserer Kleinsten? Die Türklinke rutschte zurück und fiel wieder ins Schloß, weil sie noch nicht ganz heranreichte.
Bis zum zweiten Versuch hatten wir mit einem kleinen Hechter irgendeine Stelle im Bett erwischt und zogen uns nun die Decken so weit wie möglich über uns.
Wir wollten jetzt keine Gutenmorgengeschichten im Bett erzählen und auch nicht mit den beiden rumkuscheln, obwohl sie dazu berechtigt waren. Die Wochenend-Familienzeit war immer zu kurz für sie, aber auch für uns.
Wir entschieden aber für uns und vergruben alles Nackte, den festen Schlaf vortäuschend, unter den Zudecken.
Langsam näherte sie sich ganz leise und schaute sich um. Na, so was, keiner rührt sich und ich finde überhaupt keine Stelle, wo ich reinkriechen kann.
Sie steht und schaut, schnauft und kann nicht glauben, was sie sieht. Sie streicht sich mit ihren kleinen schlaffeuchten Händchen durch die Haare, die sofort zu Berge stehen. Es ist ein Bild des Entzückens - aber Ruhe, Ruhe, Ruhe. Ich blinzele und schaue weiter, was geschieht.
Völlig unerwartet bückt sie sich. Ich kriege schon einen leichten Schreck. Aber was tut die fürsorgliche kleine, sie hebt Vaters Hausschuhe auf und schleppt sie auf meine Seite, wo sonst ich liege. Dann schafft sie meine Pantöffelchen an das ehemalige Vaterende. Dann schnauft sie tief, beschaut sich ihr Werk, ist damit zufrieden und zieht wieder ab. Ordnung muß sein.
Nun lagen zwei süße Schwindler im Bett, konnten vor Kichern und Staunen nichts mehr ausrichten, weil wir auf die nächste Attacke unser Kinder warteten. Richtig, sie holte sich Verstärkung. Beide mit ihren Kopfkissen bewaffnet stupsten sie uns wach.
So endete unser Sommersonnen-Vorfrühstück und wir bedauerten nichts. Herrlich, solche Kinder zu haben.

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